Selbst nachdem Ich zu AS kam und anfing die Schritte zu arbeiten, gab es zahlreiche Dinge, die Ich nicht verstand. Eins davon war „nach der Zeit meiner HM“. Mir hat wiederholt ein Mitglied, das weiter in den Schritten war gesagt, das Ich „immer wissen“ würde, wenn Wiedergutmachungen zu leisten sind, an wen sie zu leisten sind, und was ich zu sagen habe, solange ich ausreichend verbunden mit meiner höheren Macht sei. Wenn ich in Erwägung ziehen würde eine 9. Schritt Wiedergutmachung zu leisten, würde ich mit meinem Sponsor, die Worte, an wen und zu welcher Zeit die Wiedergutmachung zu leisten reif sei, besprechen. Ich dachte, dass das Erkennen des richtigen Zeitpunkts für die Wiedergutmachung ein echter „Höhere Macht Moment“ sein würde – das „Nach der Zeit der Höheren Macht“. Ich dachte, dass diese Art zu Denken nicht falsch sei. Später hatte ich jedoch ein Erlebnis, bei dem ich den richtigen Zeitpunkt mit größerer Klarheit und Überzeugung erkannte.
Eines Jahres im Januar, hatte meine Schwester mich kontaktiert, die 500 km entfernt von mir lebte, um mich darum zu bitten mit Ihr zum Krankenhaus zu gehen, damit ich mit Ihr gemeinsam die Erklärung Ihres gesundheitlichen Zustandes durch Ihren Doktor anhören konnte. Ich wusste das meine Schwester krank war, aber Sie hatte mir nie erzählt, was ihr genau fehlte. Mir hatte Sie gesagt, Ihr ginge es gut und ich solle mir keine Sorgen machen.
Ich der Familie in der ich aufwuchs waren wir zu viert, meine Eltern und meine ältere Schwester. Mein Vater war ein unermüdlicher Arbeiter und meine Mutter sorgte täglich dafür das wir genug zu essen hatten. Dank ihnen wuchs ich zu einem Menschen heran, der gerne isst und sich unabhängig von meinen wirtschaftlichen Verhältnissen immer weiterbildet. Mein Vater hingegen war ein Problemtrinker, der uns, seinen Kindern, viel emotionalen Missbrauch und einige körperliche Misshandlungen zufügte. Meine Mutter förderte sein Alkoholproblem, und Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein einziges Kompliment von ihr erhalten zu haben. Meine Schwester und ich waren Kameraden, wir beide versuchten, die Unannehmlichkeiten in unserem Zuhause zu überleben.
Im Krankenhaus sagte mir der Arzt, dass der Zustand meiner Schwester schlecht sei und in gewisser Weise hatte ich das erwartet. Selbst ich, ein Laie, konnte erkennen, dass sie Krebs hatte und dass es wenig Hoffnung für ihre Genesung gab. Ich dachte, sie würde vielleicht bis zur Kirschblüte in diesem Jahr überleben, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie diese im nächsten Jahr erleben würde. (Für diejenigen von uns, die in Japan aufgewachsen sind, haben die Kirschblüten im Frühling eine ganz besondere Bedeutung). Meine Schwester schien ihre Situation schon lange verstanden zu haben und hatte sich damit abgefunden. An diesem Abend aß ich mit meiner Schwester zu Abend, und ich erinnere mich, dass wir über unsere Kindheit und unsere jüngste gemeinsame Arbeit sprachen, aber nicht viel über ihre Krankheit oder ihre Zukunft. Als ich an diesem Abend allein in das Hotel zurückkehrte, in dem ich übernachtete, weinte ich in der Badewanne, traurig bei dem Gedanken, dass meine Schwester in nicht allzu ferner Zukunft sterben würde.
Zu diesem Zeitpunkt gab es eine große Sorge. Meine Schwester hatte sehr wenig Kontakt zu unseren Eltern gehabt. Sie hatte ihnen zunächst nicht einmal gesagt, dass sie krank war. Sie war der festen Überzeugung, dass es sie nur aufregen würde, wenn sie ihnen von ihrer Krankheit erzählte, und war sehr bestimmt darin, dass ich ihnen nichts davon erzählen sollte. Ich selbst stand meinen Eltern nicht sehr nahe und stimmte der Meinung meiner Schwester zu, dass es die Dinge nur noch komplizierter machen würde.
Es war beängstigend, sich vorzustellen, dass ich meinen Eltern irgendwann sagen würde, dass ihre Tochter, meine Schwester, seit Jahren krank war und nun verstorben sei und dass ich es die ganze Zeit gewusst hatte.
Natürlich war es meine Schwester selbst, die am meisten litt, und so war es meine erste Priorität, ihre Wünsche zu erfüllen. Meine Schwester, die im medizinischen Bereich tätig war, hatte viel über ihre eigene Krankheit recherchiert, und deshalb entschied sie sich, nur die Standardbehandlung zu erhalten, und sagte mir, ich solle nichts Unnötiges tun. Es war auch ihr Wunsch, weiter zu arbeiten und so lange wie möglich ein normales Leben zu führen.
Als es dann darum ging, den Wunsch meiner Schwester zu erfüllen, gab es nicht viel, was ich für sie tun konnte. Sie hasste es, mit diesem und jenem belästigt zu werden, nur weil sie krank war. Jeden Tag habe ich versucht, an irgendetwas zu denken, was ich für sie tun könnte, für sie zu beten, ihr etwas zu bringen.
Ich musste viele Male akzeptieren, dass es mein eigener Wunsch war, etwas zu tun, und nicht eine Bitte meiner Schwester oder meiner Höheren Macht. Natürlich habe ich viele Male um Führung gebetet, aber was die Frage anbelangt, wann ich es meinen Eltern sagen sollte, hatte ich absolut keine Ahnung, keine Einsichten, keine Intuition, was auch immer. Ich musste auf die Worte meiner Mitmenschen vertrauen, dass ich wissen würde, was ich sagen sollte, wann ich es sagen sollte und zu wem, solange ich mit meiner Höheren Macht richtig verbunden war. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass ich in dieser Zeit auf die Verbindung mit meiner Höheren Macht angewiesen war, und vielleicht sogar noch stärker mit ihr verbunden war als heute.
Im Januar des folgenden Jahres bat mich meine Schwester, die jetzt auf einer Palliativstation lag, zu ihr zu kommen, weil sie etwas erledigen wollte. Ich fuhr zum Krankenhaus und nahm mir ein Taxi, um mit meiner Schwester zu ihrem Haus, zur Bank und zu anderen Orten zu fahren, um ihre Angelegenheiten zu erledigen. Als ich sie fragte, ob sie es ihren Eltern schon sagen müsse, antwortete sie knapp, noch nicht.
Kurz nach Anfang Februar rief mich der Arzt meiner Schwester an, während ich auf der Arbeit war, und bat mich, so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu kommen. Ich fragte ihn, ob ich sofort gehen müsse, und sagte ihm, dass ich 500 km entfernt wohne. Er bat mich dann, so schnell wie möglich zu kommen, als ich ins Krankenhaus eilte, war meine Schwester noch bei Bewusstsein und konnte kaum sprechen. Als ich dort ankam, war ich überzeugt, dass der Moment gekommen war: Jetzt oder nie. Ich verspürte keinerlei Zweifel und sagte dies auch zu meiner Schwester. „Ich werde es unseren Eltern sagen“, sagte ich. Sie stimmte zu und scherzte, sie hätten ein Recht darauf, sie vor der Leichenhalle zu sehen. Als ich den Arzt fragte, sagte er, dass sie wahrscheinlich noch etwa zwei Wochen hätte.
Ich rief meine Mutter an und erzählte ihr, dass der Tod meiner Schwester unmittelbar bevorstand und dass ich es ihr auf Wunsch meiner Schwester verheimlicht hatte. Sie schien zu ahnen, dass dies der Fall war, und verlangte, dass ich nach Hause komme und alles mit ihr und meinem Vater bespreche. Ich ging an diesem Abend zu ihnen nach Hause, erklärte ihnen alles und sagte ihnen, dass ich mit ihrem Arzt vereinbart hatte, dass wir am nächsten Morgen alle zusammen ins Krankenhaus fahren würden.
Am nächsten Morgen teilte mir das Krankenhaus mit, dass sich ihr Zustand verschlechtert hatte. Ich fuhr mit meinen Eltern dorthin, aber als wir dort ankamen, war sie bereits verstorben. Ich glaube, beide bedauerten, dass sie sie nicht mehr lebend sehen konnten. Was mich betrifft, so konnte ich ihren Wunsch bis zum Ende erfüllen, aber auch meine Eltern über die Situation informieren, als sie noch lebte. Abgesehen von der Tatsache, dass meine Schwester gestorben war, ist nichts von dem, was ich befürchtet hatte, eingetreten. Es war, als hätte meine Schwester den Zeitpunkt ihres Todes so gewählt, dass ich, ihr geliebter jüngerer Bruder, so wenig Schwierigkeiten wie möglich haben würde.
Am Tag zuvor, als ich an ihrem Krankenhausbett stand, spürte ich durch meine HM das nun die Zeit gekommen war, und hatte keinen Zweifel mehr, dass es wirklich jetzt oder nie hieß. Eine so starke Überzeugung hatte ich noch nie zuvor oder danach. Wenn ich jetzt zurückblicke, glaube ich, dass es der Plan der Höheren Macht war, mich diese Gewissheit spüren zu lassen, und dass mir von meiner Höheren Macht im Vorfeld die Schritte gegeben worden waren, damit es geschehen konnte.
Es gibt viele Dinge, die mir geholfen haben, mich mit AS zu verbinden, die Schritte zu arbeiten und mich glücklicher zu fühlen. Auch meine Beziehung zu meiner Frau hat sich erstaunlich verbessert. Als meine Frau am Ende eines Tages, an dem nichts Besonderes passiert ist, beiläufig zu mir sagte: „Es macht Spaß, mit dir zusammen zu sein“, dachte ich, dass ein solches Glück nicht möglich sei. Andererseits denke ich, dass die Tatsache, dass ich mich schwierigen Dingen stellen kann, unterscheiden kann, was ich tun kann und was nicht, und schnell handeln kann, wenn die Zeit gekommen ist, wie ich es tat, als meine Schwester starb, ein Ergebnis der Arbeit in den Schritten und ein Geschenk meiner Höheren Macht ist.
Ich hoffe, dass ich eines Tages, wenn wieder etwas Schweres passiert, wieder in der Lage sein werde, mit meiner Höheren Macht verbunden zu bleiben. In diesem Sinne hoffe ich, dass heute ein weiterer Tag sein wird, an dem ich ohne zu zögern in den Schritten arbeiten kann.
Anonymous, Japan