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“Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes – wie wir ihn verstanden – anzuvertrauen.” (Schritt Drei)
Meine Herkunftsfamilie war spirituell geprägt und hatte einen festen Glauben an Gott. Mir wurde beigebracht, was richtig und falsch ist, doch ich glaubte, dass Gott mich nur liebte, wenn ich das Richtige tat. Als ich älter wurde und mich immer tiefer in meiner Sucht verstrickte, begann ich ein Doppelleben zu führen – nach außen hin voller Freude, doch innerlich gefangen in einem dunklen Geheimnis aus schamvoller Lüsternheit.
Ich begann, mich zu isolieren und meiner eigenen Realität auszuweichen. Ich suchte Lüsternheit als Mittel, um meine Emotionen zu betäuben, aber auch, um Macht und Wert zu finden. Wie es im Weißen Buch heißt: „Bitte nimm Verbindung mit mir auf und mach mich ganz!“, schrieen wir mit ausgestreckten Armen. (WB, 235). So verblasste mein Glaube an Gott, denn ich fühlte mich nie wirklich geliebt, und Lüsternheit wurde zu meiner höheren Macht.
Als ich mein Studium begann, war ich depressiv und dachte an Suizid. Ich sah keinen Sinn im Leben und fühlte mich für andere wie eine Last. Ich war einsam und sehnte mich verzweifelt nach Liebe. Erst nach meinem ersten Studienjahr begegnete ich Gott auf eine liebevolle Weise – durch spirituell erfüllte Mitarbeiter in einem Sommercamp. Diese Gruppe von Menschen zeigte mir, dass ich wertvoll bin, und ich begann, Gott als einen Gott der Liebe zu sehen. Dadurch wollte ich frei von Lüsternheit und selbstzerstörerischem Verhalten werden und suchte ernsthaft nach Nüchternheit.
Doch auch nach dieser Erfahrung kämpfte ich vier weitere Jahre gegen die Lüsternheit, immer wieder versuchend, mich davon zu befreien. Ich schaffte es wochen- oder sogar monatelang, doch am Ende gewann die Lüsternheit immer. Erst als ich vom AS-Programm hörte, der Gemeinschaft beitrat, Meetings besuchte, einen Sponsor fand und die Schritte zu arbeiten begann, veränderte sich etwas. Schritt Eins und Zwei fielen mir leicht – aber dann stieß ich bei Schritt Drei auf eine unüberwindbare Hürde.
Schritt Drei – der schwierigste Schritt für mich. Als ich meine Vorstellung von Gott hinterfragte, erkannte ich, dass ich nicht glaubte, dass Er mich jemals wirklich lieben könnte. Ich dachte, ich müsse perfekt sein und wollte Gott nicht „im Weg stehen“. Ich war ein People-Pleaser (ein Es-allen-recht-machen-Woller) und wollte Gott gefallen. Wenn ich scheiterte, fühlte ich mich unliebenswert. Als ich eine Schritt Drei Inventur schrieb, begann ich, mir auszumalen, wie meine ideale Höhere Macht sein sollte – ein Wesen, das mich jederzeit liebt und sich um mich kümmert. Nach und nach erkannte ich, dass ich meine Höhere Macht all die Jahre falsch verstanden hatte. Gott ist kein zorniger Torwächter oder Buchhalter, der meine Fehler festhält. Meine Höhere Macht liebt mich und will das Beste für mich. Ich muss nur um die Erkenntnis Seines Willens bitten und um die Kraft, ihn auszuführen.
Obwohl es lange gedauert hat, meine Höhere Macht so zu verstehen, wie ich es heute tue, habe ich gelernt, dass ich jeden Tag mehr über Ihn erfahren kann. Ich kann Seine Liebe spüren, indem ich in Meetings oder Telefonaten ehrlich mit anderen aus der Gemeinschaft bin, durch Sponsoring – sowohl als Sponsor als auch als Gesponserter – und auf viele andere Weisen. Durch die Arbeit im Programm bin ich von monatlichem Rückfall zu nur zwei Ausrutschern in den letzten drei Jahren gekommen. Ich habe gelernt, es Tag für Tag, Moment für Moment zu nehmen, und keine Angst mehr davor zu haben, zum Telefon zu greifen. Heute kann ich sagen, dass ich Freude in meinem Leben erfahre und sie gerne mit anderen teile.
“Wir werden mit Dir in spiritueller Gemeinschaft verbunden sein – und Du wirst bestimmt einigen von uns begegnen auf dem beschwerlichen Weg zum glücklichen Ziel. Möge Gott Dich segnen und behüten – bis dahin.“ (WB, 244)
Joshua H., Pennsylvania, USA