
Die Lüsternheit war immer ein Teil von mir, lange bevor ich sie benennen konnte. Sie nahm von mir Besitz in der Dunkelheit, in die mich meine Sexsucht führte – ein selbst geschaffenes Gefängnis, das mein ganzes Universum wurde. Meine Krankheit verlief schleichend. Manche mögen behaupten, dass ich nie einen wirklichen Tiefpunkt erreicht habe, da mein Leben trotz meiner vielen Rückfälle nie völlig aus den Fugen geraten ist.
Wäre meine Sucht eine körperliche Krankheit, würde sie auf der Zellebene beginnen und mich langsam zerstören. Vielleicht ist mein Leben nicht völlig verpfuscht – noch nicht. Aber innerlich lebte ich in einer Wüste aus Einsamkeit, Ichbezogenheit, Selbstmitleid, toxischer Scham und einem völlig entstellten Verständnis von Liebe. Selbst wenn äußerlich alles in Ordnung zu sein schien, mein Inneres erzählte eine andere Geschichte.
Ich behaupte nicht, dass ich alle Antworten habe, und Gott sei Dank ist es nicht so. Aber durch meine Genesung habe ich einige einfache Möglichkeiten entdeckt, mich selbst zu prüfen, um zu unterscheiden, ob mein Handeln von Lüsternheit oder von Liebe bestimmt ist. Diese Fragen sind für mich zu unverzichtbaren Orientierungshilfen geworden:
- Geht es mir um das Wohl der anderen Person oder nur um mich selbst?
- Warum tue ich einen Dienst? Ist es um Aufmerksamkeit zu erhalten oder aus dem aufrichtigen Wunsch zu helfen?
- Wer bestimmt die Show – Gott oder ich?
- Bin ich geduldig und freundlich?
- Was ist mein wahres Motiv hinter irgendwelchen Plänen oder Absichten?
Jahrelang dachte ich, Liebe und Lüsternheit seien ineinander verflochten und oft nicht voneinander zu unterscheiden. Aber die Genesung hat mir gezeigt, dass es bei Liebe nicht um Nehmen, sondern um Geben geht. Es geht nicht ums Konsumieren, sondern ums Dienen. Liebe ist kein Gefängnis – sie führt zu mehr Freiheit. Und wenn ich mich Gott überlasse, beginne ich zu ahnen, was wahre Liebe sein kann.
So stelle ich mir immer wieder die obigen Fragen, nicht weil ich schon ganz angekommen bin, sondern weil ich auf diese Weise weiter lerne. Und das ist es, was Genesung für mich wirklich bedeutet — tägliche Einübung, die Liebe über die Lüsternheit, den Glauben über die Angst und die Wahrheit über die Lügen zu stellen, die mir von meiner Sucht aufgetischt wurden.
Adria K., Washington, USA