Letting Go of Victimhood

Mut zur Veränderung

Ich bin vor 4 Jahren zu den Anonymen Sexsüchtigen gekommen. Davor hatte ich keine Ahnung, dass ich eine Süchtige bin. Tägliche Selbstmordgedanken waren der letzte Strohhalm. Nach dem Ausagieren fühlte ich mich schlecht; ich spürte einfach nur starken Schmerz und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte oder wie ich mir selbst helfen konnte. Ich betete, dass Gott mir einen Ausweg aus meiner Abhängigkeit zeigt.

Dann las ich im Internet die Geschichte einer Frau von AS und konnte mich mit ihr identifizieren, auch ich war süchtig nach Lüsternheit. Als ich zu einem Meeting kam und die Efahrungen der anderen hörte, konnte ich kaum glauben, dass sie unter den gleichen Dingen litten wie ich. Mein erstes Gefühl war: “Ich bin zu Hause. Hier kann ich ich selbst sein und nach und nach die Wahrheit sagen”. Nach drei Monaten im Programm spürte ich in meinem Herzen, dass ich nicht mehr ausagieren wollte.

Nachdem ich trocken war, wurde mir klar, dass ich mehr als nur Trockenheit haben wollte; ich wollte auch die Schritte arbeiten. Inspiriert durch eine Schwester in AS beschloss ich, an russischsprachigen AS-Meetings teilzunehmen und mir dort eine Sponsorin zu suchen. Zu dieser Zeit gab es in meinem Land nur wenige trockene AS Frauen, so dass die Auswahl gering war.

Ich hatte Russisch in der Schule gelernt, aber nach dem Abschluss nie mehr russisch gesprochen. Ohne die Sprache wirklich gut zu können, fasste ich Mut und versuchte es, weil ich mein Leben wirklich ändern und den Weg der Genesung beschreiten wollte. Mit Hilfe von google translate bin ich dann der russischsprachigen Gemeinschaft beigetreten. Damals betete ich um den Mut, es zu versuchen, und vertraute meiner höheren Macht, dass es klappen würde. Es war nicht einfach, und ich danke Gott, dass er mich erhört hat und ich eine Sponsorin gefunden habe, die daran glaubte, dass wir gemeinsam erfolgreich in den Schritten arbeiten könnten.

Schritt für Schritt begann ich mit Hilfe der Online-Übersetzung mit meiner russischen Sponsorin zu arbeiten, denn mein Wunsch war größer als meine Ängste. Ich hatte die ganze Zeit Angst – ich machte Fehler beim Schreiben, ich versuchte zu sprechen, machte aber auch dabei viele Fehler. Doch trotz meiner Ängste habe ich weitergemacht.

Die Arbeit im 4. Schritt mit meiner Sponsorin half mir zu erkennen, dass ich immer “Opfer” war. Ich fand mich ständig in Situationen wieder, in denen andere die Schuld hatten, aber nicht ich. Ich gab anderen die Schuld, dass sie mich verletzten, mich schief ansahen oder mir etwas Falsches sagten. Schmerz und Schuldzuweisungen – das war es, was ich wollte, was meine Krankheit wollte. Als meine Sponsorin mir empfahl, zu beten und darüber nachzudenken, wie ich mich am besten von meiner geliebten Opferrolle lösen könnte, wollte ich das nicht hören – ich war wütend. Nach unserem Gespräch habe ich jedoch viel gebetet, damit Gott mir zeigen möge, ob ich tatsächlich das Opfer bin.

Und Gott zeigte mir, dass ich immer die Rolle des Opfers gesucht hatte. Ich betete damals so sehr, dass ER mir helfen möge, mein Opfersein abzulegen und im Leben vorwärts zu kommen; ich brauchte Seine Hilfe; ich wusste, dass ich es nicht selbst tun konnte. Ich weinte wie ein Kind. Es war, als würde etwas in mir zerbrechen; dass Gott die erstarrten Mauern um mein geliebtes Opfersein niederriss und mir einen Ausweg zeigte. Ich wollte von ganzem Herzen aufhören, anderen die Schuld zu geben, ich war es leid, so zu leben. Die Kapitulation gab mir den Mut, loszulassen. Deshalb habe ich mich entschieden, kein Opfer mehr zu sein, und ich bitte Gott jedes Mal, wenn ich versucht bin, “Nein” zu dieser Versuchung zu sagen. Ich habe heute die Wahl: ein Opfer zu sein oder nicht, mich auf den Weg zum glücklichen Ziel zu machen oder zurück in den dunklen, depressiven Zustand als ewiges Opfer zu gehen. Ich ziehe heute Licht, Freude und Freiheit vor.

Es hat mir viel Demut abverlangt, meine Charakterfehler zuzugeben. Dank der Arbeit an den Schritten 4 bis 7 habe ich mich getraut zuzugeben, dass ich ein egoistischer, unehrlicher und kontrollierender Mensch bin. Jedes Mal, wenn ich mich für die Lösung entscheide, gewinne ich innere Freiheit und den Mut zuzugeben, dass ich ein kranker Mensch bin, der gesund wird, nicht ein schlechter Mensch, der gut wird. Ich bin eine geliebte Tochter Gottes.

Der Wunsch nach Genesung war auch diesmal stärker als meine Ängste vor den Wiedergutmachungen im neunten Schritt. Eine bestimmte Wiedergutmachung, die ich machen musste, bestand darin, für die Einkäufe einer beliebigen Person in einem beliebigen Geschäft zu bezahlen. Ich hatte große Angst davor, dies zu tun, und schob es lange vor mir her, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich es anstellen sollte. Aber ich musste mich meinen Ängsten stellen und es tun, wenn ich frei sein wollte, und niemand konnte es für mich tun. An einem Sonntag machte ich mich schließlich auf den Weg, um die Wiedergutmachung zu leisten. Ich war voller Ängste. Ich betete, dass Gott mir den Mut geben möge, denn diese Wiedergutmachung schien mir so unmöglich. Ich war noch nie zuvor in einer solchen Situation gewesen. Ich hatte es immer vorgezogen, von den Menschen zu nehmen, anstatt zu geben. Ich kam an zwei Geschäften vorbei und konnte nichts tun. Als ich beim dritten stehen blieb, sagte ich mir: “Gott, gib mir Mut; meine Angst ist stärker als mein Wille, zu tun, was ich tun muss, aber Du kannst mir helfen. Ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Gib mir einfach den Mut und die richtige Situation.” Und das Witzige ist, dass das alles so schnell ging! Gott gab mir eine Person, auf die ich zugehen und ihr anbieten konnte, für ihre Einkäufe zu bezahlen. Ich habe die Wiedergutmachung mit Seiner Unterstützung gemacht. Der Mann umarmte mich und sagte, dass dies ein Wunder für ihn sei und dass noch nie jemand etwas so Gutes für ihn getan hätte.

Es ist ein Wunder, wie Gott meinen Wunsch nach einer mutigen Änderung unterstützt. Ich will nicht mehr in der Vergangenheit leben und mich mit negativen Erinnerungen herumschlagen, die mich vergiften. Ich lebe heute auf andere Art und Weise; glücklich, froh und frei, und ich bin überzeugt, dass Gott mir sogar noch mehr Mut geben wird, um mir auf dem Weg der Genesung zu helfen.

Jolita P., Litauen

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