My Rules for Sober Travel

Meine Trockenheitsregeln für das Reisen

Reisen ist schon per se ein wunderbares Geschenk, das uns Gott bereitet hat, auch wenn es Menschen gibt, die es sich aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen leider nicht leisten können. Reisen erweitert den Horizont, inspiriert und macht uns mit neuen Orten, Personen und Ländern vertraut. Ganz egal ob ich mich erhole oder arbeite, das Reisen ist ein fixer Bestandteil meines Lebens. Und für dieses Geschenk bin ich Gott so dankbar! Aber warum brauche ich die Trockenheit, wenn ich auf Reisen bin?

Zuallererst einmal versetzt mich die Trockenheit in die glückliche Lage, die Aufgaben, die ich mir zu Beginn eines jeden Trips stelle, auch zu erfüllen und meine Ziele zu erreichen. Und da macht es keinen Unterschied, ob ich mich auf einer Urlaubs- oder Geschäftsreise befinde. Ohne Trockenheit verliert das Reisen seinen Sinn für mich, denn zu reisen, wenn ich nicht trocken bin, ist pure Zeitverschwendung.

Zweitens hilft mir die Trockenheit, das Reisen wirklich in vollen Zügen zu genießen. Die Natur, die Verbundenheit mit Gott und mit den Menschen, die vielen neuen Eindrücke – all das wird zu einer riesengroßen Freude, wenn ich trocken bin.

Und drittens ist es egal, aus welchem Grund ich wohin fahre. Wenn ich trocken bin, kann ich unterwegs für die Menschen da sein und Gott dienen, indem ich zum Beispiel jemandem helfe oder Menschen, die genauso krank sind wie ich, mit dem Licht Gottes glücklich mache. Ich bin draufgekommen, dass es auf jeder Reise, die ich unternehme, ganz konkrete Fallstricke gibt:

1. Vor allem bei Reisen, die mir zur Erholung dienen, laufe ich Gefahr zu denken: „Jetzt darf ich einmal meine Aufgaben und auch das Programm hintanstellen und widme mich ihnen erst, wenn ich mich ausgeruht habe. Ich brauche mir jetzt über nichts und niemanden den Kopf zerbrechen!“ Aber genau diese Gedanken sind es, die zu einem Rückfall führen, deshalb ist es so wichtig, dass ich gerade im Urlaub intensiv in den Schritten neun bis zwölf arbeite.

2. Manchmal fühle ich mich so überwältigt vor Glück und glaube, dass es gar nicht nötig ist, in den Schritten zu arbeiten. Aber auch da mache ich mir etwas vor! Gerade weil ich krank bin, kann ich mein emotionales Gleichgewicht so schnell verlieren und von einem Moment auf den anderen das Gefühl haben, dass es mir ganz dreckig geht, obwohl ich doch gerade noch so gut aufgelegt war. Anhaltende Freude, Zuversicht und große Gefühle machen mich müde, deshalb brauche ich Gott, der meine Emotionen wieder in Ordnung bringt. Ich brauche Schritt elf und die Erneuerung.

3. Wenn sich meine Essensgewohnheiten ändern, triggert mich das. Eigentlich esse ich immer zu Hause, weil ich oft Magenbeschwerden habe und mir deshalb lieber selbst etwas koche. Wenn ich nicht zu Hause bin, denke ich aber nicht daran, was mir guttut und beginne, Fast Food zu essen oder Halbfertigprodukte aus dem Supermarkt-Regal, sehr salziges und fettiges Essen. Außerdem beginne ich, Süßes in mich hineinzuschaufeln, was mir eigentlich verboten ist. Das Ergebnis ist, dass ich mich schlecht fühle und ärgere. Darüber hinaus lockt mich die Lüsternheit und ich fange an, innerlich zu grollen. Mir wird immer unbehaglicher zumute. Für mich ist das eine gefährliche Situation. Deshalb muss ich, wenn ich unterwegs bin, immer auf meinen Körper achten und schon im Vorhinein dafür Sorge tragen, wo und was ich essen werde.

4. Was mich auch triggert ist, dass ich von überall her Popmusik zu hören bekomme. Zu Hause höre ich sie mir nicht an, weil ich genau weiß, dass diese Lieder für mich Gift sind. Früher schämte ich mich dafür und fühlte mich sehr unwohl in meiner Haut. Jetzt lächle ich einfach und frage freundlich, ob man die Musik nicht ausstellen kann. Wenn ich, aus welchen Gründen auch immer, nicht imstande bin, ungesunder Popmusik zu entkommen, dann bete ich einfach. Und während ich bete, schaue ich mir das Ganze „mit den Augen Gottes“ an, aus Seiner Perspektive, „Gott, hilf mir, dieser Musik und diesen Menschen, die sich diese Musik anhören, verständnisvoll und mit Mitgefühl zu begegnen.“ Vor zehn Jahren habe ich ganz mit dem Fernsehen aufgehört, weil 97 % von dem, was ich angeschaut habe, für mich wie Gift gewesen ist.

5. Manchmal bin ich von Leuten umgeben, die für mich kein guter Umgang sind, weil sie Kraftausdrücke verwenden oder aggressiv sind und vieles mehr. Ich muss für sie beten und auch für mich – damit ich mich nicht zu einer aggressiven Reaktion hinreißen lasse oder ihnen auf eine andere Art und Weise schade. Wenn die Lage komplex ist, rufe ich meine Sponsorin an oder schreibe ihr oder kontaktiere meine Erneuerungspartnerin. Manchmal bitte ich dann auch eine meiner Schwestern aus unserer Frauen-Chat-Gruppe, dass sie mich segnet. Ich tue diese Dinge auch wenn ich in meiner Heimatstadt unterwegs bin.

6. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass sich beim Reisen mein Tagesablauf verändert. Ich muss deshalb noch mehr darauf achten, dass ich genug Schlaf bekomme, dass ich mich in meinen Beschäftigungen nicht verliere oder verabsäume, die HALT-Regel zu befolgen (HALT = Hungry, Angry, Lonely, Tired = Hungrig, Ärgerlich, Einsam, Müde). Gerade jetzt brauche ich das Programm! Ich muss damit aufhören, mir noch mehr Aufgaben aufzubürden, muss einen Gang runterschalten und Gott fragen, welchen Schritt ich als nächstes gehen soll, damit ich diesen Tag mit Ihm verbringen kann.

Während eines Silvester-Trips fiel es mir gar nicht auf, dass ich meine Regeln brach, und zwar Tag für Tag! Ich chattete viel, ging spät zu Bett, aß zu viel Süßes und trank sogar ein bisschen Alkohol, um die lieben Leute, mit denen ich unterwegs war, nicht vor den Kopf zu stoßen und natürlich auch, weil ich es selbst so wollte. Ich bemitleidete mich, flirtete ein bisschen, praktizierte den zehnten Schritt nicht, rief meine Erneuerungspartnerin nicht an. Am Ende beeilte ich mich, nach Hause zu kommen, um meine Nüchternheit wiederzufinden und meinen gewohnten Lebensrhythmus wieder aufzunehmen.

Ich muss einfach das Programm leben, anstatt es in meiner Wohnung liegen zu lassen. Was ich vor allem auch tun kann, ist, die Zwölf Schritte überallhin mitzunehmen!

Ziemlich wichtig ist auch die Stimmung: Zehn Jahre lang besuchte ich meinen Vater, der in einer ganz anderen Gegend wohnt, immer mit derselben Haltung – ich wusste ganz genau, dass ich mir wieder seine Vorträge und seinen Tadel anhören muss. Diese Begegnungen verliefen immer ganz genau so, wie ich sie mir vorher ausgemalt hatte. Erst kürzlich habe ich aber einen Entschluss gefasst: Der nächste Besuch wird voller Freude, Liebe und Annahme sein, ganz gleich, was auch immer passieren mag! Und so kam es dann auch wirklich! Ja, Gott hat mich begleitet! Ich habe ihn nicht zurückgelassen in meiner klitzekleinen Wohnung.

Ganz entscheidend für mich ist, dass ich auf meinen Reisen meinen spirituellen Werkzeugkoffer dabeihabe. Bei meiner letzten Reise hat mich meine Sponsorin daran erinnert, nicht zu vergessen, dankbar zu sein – dankbar gegenüber mir selbst, gegenüber Gott und gegenüber den anderen Menschen. Ich vergesse das immer wieder und leide dann darunter, dass mir z.B. eine Scheibe Brot fehlt oder dass die Sonne zu wenig scheint. Aber wenn ich meine Dankbarkeitsliste schreibe, spüre ich, wie das Leben bunter wird und mein Herz von Licht und Liebe erfüllt ist. Meine Höhere Macht und meine Hoffnung wirken Wunder!

Wo immer ich mich auch aufhalte: Gott ist in mir gegenwärtig. Und wenn ich bei meinen Beschäftigungen die spirituellen Prinzipien anwende, dann bin ich nicht nur glücklich und zufrieden, sondern ich kann dann sogar Gott dienen und den Menschen eine Hilfe sein.

Vera A., Nowosibirsk, Russland

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