Ich war unverheiratet, als ich im Alter von 26 Jahren zu AS kam. Ich wurde trocken und blieb trocken während mehrerer Dates und Beziehungen. Ich lernte meine Frau nach 16 Jahren Trockenheit kennen. Ich blieb während unserer Verlobungszeit und in den 12 Jahren unserer Ehe trocken (bis jetzt).
Vor meiner Genesung hatte ich mehrere kurzlebige Beziehungen. Sie waren eher sexuelle Affären, denn es war nicht viel Beziehung dabei. Sie waren wie One-Night-Stands, die ein paar Monate zu lange dauerten. Einige waren von Anfang an von Lüsternheit getrieben. Andere begannen eher emotional und romantisch, aber nach der ersten gemeinsamen Nacht ging es nur noch um Sex. Ich bin nur wegen des Sex in der Beziehung geblieben, oder weil ich nicht wieder allein sein wollte. Es war immer die Sache der Freundin, die meine emotionale Distanz spürte und die Trennung einleitete. Aber schon vorher habe ich mich umgeschaut, wer der Nächste sein könnte.
Mit 22 Jahren trat ich den Anonymen Alkoholikern bei. Ich dachte, mit dem Trinken aufzuhören würde meine Beziehungsprobleme lösen. Das tat es aber nicht. Vielmehr nahm mein Ausagieren zu, da ich eine Droge weniger in meinem Leben hatte.
Als ich zu AS kam, gefiel es mir nicht, dass zu den Grundsätzen von AS kein Sex vor der Ehe gehörte. Ich hatte damals nicht den Wunsch zu heiraten, aber ich wollte eine gesunde sexuelle Beziehung haben… irgendwann. Damals wurde mir klar, dass ich zu krank war, um eine Beziehung einzugehen. Also war ich mit der Definition der Trockenheit vorerst einverstanden. Später lernte ich die Vorzüge der Enthaltsamkeit in der Genesung zu schätzen.
Im Weißen Buch heißt es: „Für den unverheirateten Sexaholiker bedeutet sexuelle Nüchternheit Freiheit von jeglichem Sex“ (AS, 191). Freiheit! Für mich bedeutete es Freiheit von all den Dummheiten und Verwirrungen, die mit vorehelichem Sex einhergehen. Davor gibt es die Spielchen, das Reizen und den Versuch, ihre Gedanken zu lesen. Danach stellt sich die Frage, ob die Gefahr einer Schwangerschaft oder einer Geschlechtskrankheit besteht, ob meine Gefühle echt sind oder durch den Geschlechtsakt „erzeugt“ wurden, und ob dies der Beginn einer Beziehung oder nur ein One-Night-Stand ist. Als ich anfing, mich in der Abstinenz zu verabreden, musste ich mich mit all dem nicht befassen, weil ich mich der Abstinenz verpflichtet hatte. Frei von diesen Intrigen war es viel einfacher zu entscheiden, ob jemand zu mir passt oder nicht. Mein Urteilsvermögen war nicht durch Lüsternheit und Sex getrübt. Ich mied Frauen, die sich unangemessen kleideten und verhielten. Und wenn sie meinen Wunsch nach sexueller Nüchternheit nicht respektierte, war es mit der Beziehung natürlich vorbei.
Viele AS-Sponsoren empfehlen unverheirateten Mitgliedern, sich von Verabredungen fernzuhalten, bis sie mindestens ein Jahr lang trocken sind und die Schritte durchgearbeitet haben (dazu gehört auch, dass man so viele Wiedergutmachungen im Neunten Schritt geleistet hat, wie derzeit möglich). Das ist auch meine Empfehlung. Ich glaube, dass wir Menschen anziehen, die auf dem gleichen emotionalen Reifegrad sind wie wir. Das heißt, je gesünder wir werden, desto gesünder wird auch unsere Partnerwahl. Als ich noch in meiner Krankheit steckte, waren meine Beziehungen ungesund. Einige waren abhängig, andere oberflächlich, und einige waren untreu. Tatsächlich hatte ich keine gesunde, ehrliche, liebevolle Beziehung, bis ich sechs Jahre lang trocken war, also lange nachdem ich den Neunten Schritt abgeschlossen hatte. Sie dauerte nur ein Jahr, aber sie gab mir Hoffnung, dass ich eines Tages eine dauerhafte Partnerschaft haben könnte.
Wenn ich zurückblicke, stelle ich fest, dass all die Zeit und Energie, die ich in meiner frühen Genesung auf die Suche nach dem besonderen Menschen, den ich lieben kann, verwendet habe, verschwendet war. Später habe ich diese Energie darauf verwandt, mich dieses besonderen Menschen würdig zu erweisen. Ich arbeitete die Schritte, unterstützte andere und leistete Dienst, alles mit dem Ziel, ein integrer, ehrlicher und mitfühlender Mensch zu werden. Schließlich tauchte dieser besondere Mensch auf, als ich nicht auf der Suche war!
Als ich bereit war, eine Beziehung einzugehen, suchte ich nach Möglichkeiten, neue Leute zu treffen, aber in erster Linie bei Aktivitäten, die ich mag. Ich habe an Gruppenwanderungen teilgenommen. Ich habe mich einer Gruppe angeschlossen, die Brettspiele spielt. Ich habe mit dem Volkstanz begonnen. All diese Aktivitäten haben mir viel Spaß gemacht, auch wenn ich niemanden kennengelernt habe. Aber wenn ich zu einer Veranstaltung mit der Erwartung (auch bekannt als vorsätzlicher Groll) ging, die Frau meiner Träume zu treffen, war ich verärgert, wenn das nicht passierte. Ich lernte, es sein zu lassen und einfach den Moment zu genießen. Hin und wieder traf ich eine Frau, die mich interessierte, besorgte mir ihre Nummer und bat sie um ein Date. Mit manchen Frauen hatte ich nur ein einziges Date. Mit anderen hatte ich eine Reihe von Verabredungen.
Die Ironie ist, dass ich mit keiner Frau eine gesunde Beziehung führen konnte, bis ich in meiner Genesung an einen Punkt kam, an dem ich keine Frau in meinem Leben brauchte, um mich erfüllt zu fühlen! Als ich glaubte, ich bräuchte eine Freundin oder Frau, um vollständig zu sein, war ich bei Frauen bedürftig und fordernd. Ich musste die Erwartung (schon wieder dieses Wort) aufgeben, jemals zu heiraten oder überhaupt wieder Sex zu haben! Es gibt keine Garantien im Leben. Ich kam zu dem Schluss, dass ich, selbst wenn ich Single bliebe, immer noch ein befriedigendes Leben haben würde. Mein Job, mein Zuhause, meine Familie, meine Nachbarn, meine Freunde, meine religiöse Gemeinschaft, meine Genesungsgemeinschaft und meine Hobbys – all das machte das Leben eines alleinstehenden, enthaltsamen Sexaholikers reich und erfüllt.
Viele Jahre nach dieser Kapitulation lernte ich die Frau, die meine Frau werden sollte, in unserer Gemeinde kennen. Wir begannen eine Freundschaft. Wir unterhielten uns nach unseren sonntäglichen Gottesdiensten. Daraus entwickelten sich Spaziergänge, Kaffeekränzchen, abendliche Verabredungen und schließlich ganze gemeinsame Tage. Nach etwa einem Monat sagte ich ihr, dass ich in AS bin und keinen Sex haben werde, bevor ich verheiratet bin. Ich war verängstigt. Ich wusste nicht, ob sie das akzeptieren konnte. Zu meiner Überraschung sagte sie, sie sei erleichtert! Sie war auch noch nicht bereit für Sex. Ich habe festgestellt, dass es im Gegensatz zu den Darstellungen im Fernsehen und in den Filmen viele Frauen gibt, für die es völlig in Ordnung ist, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Während unseres Umwerbens einigten wir uns auf eine Reihe von Regeln, um unsere sexuellen Versuchungen zu reduzieren. Wir haben es vermieden, bestimmte Körperteile zu berühren, uns voreinander zu entkleiden und uns zusammen hinzulegen.
Wir führen heute eine glückliche Ehe. Sie basiert auf gegenseitigem Respekt, Ehrlichkeit und Liebe. Wir kritisieren nicht die Programme des anderen. Wir unterstützen uns gegenseitig. Ich glaube, dass dieser Prozess in Gottes Zeit geschehen ist. Wir mussten beide alles durchmachen, was wir erlebt haben, bevor wir uns trafen, um auf das vorbereitet zu sein, was wir jetzt haben.
Am Ende habe ich gelernt, geduldiger zu sein. Gottes Plan offenbart sich uns einen Tag nach dem anderen.
Jeff S., Maryland, USA