Ihre Sponsorin half ihr, tiefen Groll gegenüber ihrer Adoptivmutter zuzugeben.

„Rigorous“ bedeutet „extrem gründlich, vollständig oder genau“.
„Rigorose Ehrlichkeit“ ist die Verpflichtung zu vollständiger Wahrhaftigkeit in allen Lebensbereichen, auch wenn es schwierig ist oder Konsequenzen hat. Puh. Rigoros ehrlich zu werden, ist ein Prozess, der sich im Laufe der Genesung entwickelt. Diese Süchtige hatte zu Beginn ihrer Reise keinerlei Ahnung, wie man ehrlich ist – und rigoros ehrlich zu sein erschien unmöglich.

Ich begann damit, in kleinen Dingen ehrlich zu sein, und ging dann nach und nach zu den wichtigen Bereichen meines Lebens über. Das Arbeiten am Vierten und Fünften Schritt brachte meine Ehrlichkeit auf eine neue Tiefe. Zum Beispiel war ich vor diesen Schritten nicht in der Lage zuzugeben, wie wütend ich auf meine Adoptivmutter war, weil sie mich nicht vor dem Missbrauch durch meinen Adoptivvater und ihren Bruder (meinen Onkel) geschützt hatte. Der Umstand, dass sie während des Missbrauchs durch meinen Adoptivvater im Krankenhaus lag, kam mir nie als gute Entschuldigung in den Sinn. Sie wusste nie, dass es passiert war. Man sagte mir, wenn ich ihr die Wahrheit sagen würde, würde es sie umbringen. Mit acht Jahren war das ein furchterregender Gedanke – dass Worte deine Mutter töten könnten – und ich glaubte, dass es wirklich passieren würde. Also bekam sie stattdessen jahrelange Wut von mir, die sie nicht verdient hatte. Ich habe sie nie aufgehört zu lieben, aber mit dem ersten Missbrauch begann ich, sie zu schützen – und meine Kindheit endete. Sie endete mit acht Jahren. Ich trauere bis heute um diesen Verlust.

Viele Jahre nach dem Missbrauch war mein Lebensziel, mich selbst zu schützen – aber ich wusste nicht wie. Meine Großmutter väterlicherseits ahnte, dass etwas passiert war. Es war das erste Mal, dass ich sie anlog, und das errichtete eine Mauer zwischen uns. Bis dahin hatte ich ihr immer alles erzählt. Stattdessen nahm ich in einem Jahr 30 Pfund zu – mein erster Versuch, mich zu schützen. Ich erschuf Fantasien davon, von einem älteren Bruder gerettet zu werden. Ich zog mich in eine Welt zurück, in der Fantasie und Lust mich von allem Schmerz wegtrugen. Es war eine einsame Welt, aber eine sichere.

Als ich 1992 meine Genesungsreise begann, wollte ich nur nüchtern vom Ausagieren bleiben. Meine erste Sponsorin half mir, die Tiefe meiner Wut gegenüber meiner Adoptivmutter zuzugeben. Meine Mutter starb 1977, als ich 21 war. Sie ist jetzt im Himmel, und ich glaube, sie weiß von dem Missbrauch. Hat sie darüber geweint? Ich denke schon, aber ich kann nicht mit ihr sprechen, um sicher zu sein, da ich nicht im Himmel bin. Ich spreche regelmäßig mit ihr und hoffe, dass sie mich hört. Ich habe ihr vergeben. Ist sie wütend, dass ich es ihr zu Lebzeiten nie erzählt habe? Ich bete, dass wir darüber sprechen können, wenn ich im Himmel bin. Wir sind beide kostbare Kinder Gottes. Mit der Zeit und mit Gottes Hilfe hat rigorose Ehrlichkeit die Wunden in meinem Leben geheilt.