Overcoming My Fear of Women in Meetings

Meine Angst vor Frauen in Meetings überwinden

Ich bin seit 2010 im Programm. Ich darf seit 13 Jahren nüchtern sein und bin dankbar, dass ich gebeten wurde, einen Artikel über Männer und Frauen in der Gemeinschaft zu schreiben.

Das erinnert mich natürlich daran, woher ich komme. Eine erste Begegnung mit Frauen in AS war für mich eine absolute Bedrohung. Ich war voller Fantasien, Vorstellungen und Sehnsüchte. Allein das Wissen, dass im nächsten Meeting eine Frau sitzen könnte, machte mich schier verrückt. Anfangs war mir nicht klar, dass diese Frauen in dem Meeting saßen, weil sie das gleiche Problem hatten, welches ich hatte. Mit dem Beginn der Nüchternheit im Jahr 2013 änderte sich diese Einstellung langsam. Ich erinnere mich noch an ein deutschsprachiges Meeting im Jahr 2015, in dem ich zum ersten Mal Frauen im Programm kennenlernen konnte, ohne etwas von ihnen zu “wollen”, zumindest auf einer lüsternen Ebene. Das “Bewundert werden wollen” und “Anerkennung haben wollen” fordert mich auch heute noch heraus. Dennoch war dies ein wunderbarer Fortschritt, denn ich konnte beginnen, in der Frau einen Menschen zu sehen.

Eine weitere wichtige Erfahrung war es, einer Freundin aus dem S-Anon-Programm in einem Marathontreffen intensiv zuzuhören. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, welches Leid ich meiner Frau und anderen Frauen zugefügt hatte. Dennoch war ich zu keinem Zeitpunkt in der Lage, Selbstmitleid von Mitgefühl zu unterscheiden. Damals hatte ich Mitgefühl für die S-Anon-Freundin, aber das führte schnell dazu, dass ich wieder in Selbstmitleid und Schuldgefühle verfiel. Im Laufe der Jahre durfte ich mehr und mehr einen gesunden und nüchternen Umgang mit Freundinnen im Programm praktizieren, natürlich auch von außerhalb des Programms, vor allem durch gemeinsame Dienste in der Gemeinde mit Frauen. Letztlich hat Gott mir das geschenkt bzw. es ist eine Folge der Arbeit in den Schritten.

Heute kann ich uneingeschränkt sagen, dass mich Frauen in der AS-Gemeinschaft nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen. Überwiegend sind die Begegnungen mit Frauen AS von Mitgefühl geprägt. Dieses Mitgefühl gibt mir die Freiheit, nicht zu sehr mit mir selbst beschäftigt zu sein, sondern meine Konzentration und Aufmerksamkeit auf mein Gegenüber zu richten. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Frauen oder Männer handelt. Ein hervorragender Nebeneffekt, der sich auch bei allen anderen gesunden Verhaltensweisen zeigt, ist, dass, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf einen Menschen richte und Interesse an ihm habe, keine Lüsternheit in mir Platz und Raum hat. Das kann sich natürlich ganz schnell umkehren, zum Glück wird mir diese Umkehrung immer recht schnell bewusst und ich kann darauf verzichten und zu meiner gesunden Art des “Aufmerksam-Seins” zurückkehren.

Ich glaube, dass ein Wendepunkt auch darin liegt, dass ich begonnen habe, mich meiner Lüsternheit insofern zu stellen, als dass ich erkennen durfte, dass sie mir nichts mehr gibt, sondern mir alles nimmt. Ich habe das Programm 2010 als Liebeskrüppel begonnen. Heute kann ich sagen, dass ich meine Aufmerksamkeit bei Männern und Frauen auf die Person, ihren Charakter, ihre Denkweise und ihr Wertesystem lenken und auf das beziehen kann, was mich interessiert. Das Interesse, das “Dazwischen-Sein”, wie oben erwähnt, ist ein weiteres Muster, das mich davon abhält, lüstern zu begehren. Das Interesse an meinen Mitmenschen ist ein Fokus, der die Lüsternheit in mir nicht zulässt.

Ich fühle mich sehr reich gesegnet, dass die Bedrohung durch Frauen in den Meetings, die vor 13 Jahren bestand, sich jetzt in ein großes Geschenk verwandelt hat. Ich glaube, nur für heute, dass Gott mir einen nüchternen Umgang mit Frauen im Programm gegeben hat. Neulich wurde ich gebeten, ein Männermeeting zu leiten. Ich habe abgelehnt, weil ich mich in gemischten Meetings ausgesprochen wohl fühle. Hier bin ich als Mensch und sehe alle anderen als Menschen. Was für ein Geschenk. Ich danke Gott für diese kostbare Veränderung des Seins.

Winfried W., Bonn, Deutschland

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